30.10.2022: Botanische Führung „Superfood – alles super?“
und Preisverleihung „Joseph-Gottlieb-Kölreuter-Preis 2022 für Nachhaltigkeit“

In seiner Führung stellt Prof. Dr. Peter Nick (KIT) einige Superfood-Beispielpflanzen vor und reflektiert dabei über folgende Problematiken:

Chia, Moringa, Goji gelten als Wunderwaffen im Kampf gegen die Folgen von Fehlernährung. Sogenanntes “Superfood” soll durch seinen hohen Gehalt an Antioxidantien, Vitaminen und Proteinen helfen, Zivilisationskrankheiten wie Gefäßerkrankungen, Diabetes, Adipositas oder entzündliche Krankheiten zu vertreiben oder erst gar nicht aufkommen zu lassen.

Die Verbindung aus Exotik und sagenhafter Wirkung auf die Gesundheit lässt Preise und Verheißungen in irrationale Höhen schießen. Gleichzeitig stammen diese Pflanzen aus einem anderen kulturellen Kontext und werden oft nur lokal begrenzt angebaut oder gesammelt.

Zudem ist oft nicht klar, welche Pflanze eigentlich gemeint ist, weil Trivialnamen meist nach der Nutzung gehen, wissenschaftliche Bezeichnungen aber nach der genetischen Herkunft. Beispielsweise verbergen sich hinter dem Begriff Chia sechs unterschiedliche Pflanzen, die in Südmexiko angebaut werden, und nur teilweise miteinander verwandt sind. Bei uns wird Chia aber mit “Salvia hispanica” übersetzt. So viel Salvia hispanica, wie in Deutschland seit einigen Jahren importiert wird, gibt es aber gar nicht!

Dieses Konfliktfeld, teilweise gepaart mit einer gewissen Kaltschnäuzigkeit der Importeure und manchmal sogar einer gewissen kriminellen Energie, führt dazu, dass oft unklar ist, ob in der Packung das drin ist, was draufsteht.

Seit über zehn Jahren ist das Botanische Institut des KIT mithilfe von sorgfältig validierten Belegpflanzen im Botanischen Garten und molekularen Markern auf der Spur von Superfood, um hier zu mehr Verbrauchersicherheit beitragen zu können.

Im Anschluss an die Führung wird um ca. 13 Uhr der Joseph-Gottlieb-Kölreuter-Preis 2022 für Nachhaltigkeit verliehen an Daniel Strauch, der mit seiner Masterarbeit im Fach Geoökologie (KIT, Abteilung Prof. Dr. Sebastian Schmidtlein) zum Thema „Pflanzengesellschaften entlang eines Höhengradienten in den Berchtesgadener Alpen und deren Veränderung zwischen 2007 und 2020 vor dem Hintergrund des Klimawandels“ einen hervorragenden wissenschaftlichen Beitrag geleistet hat, um die Auswirkungen des Klimawandels auf die heimische Vegetation besser zu verstehen.

Der Joseph-Gottlieb-Kölreuter-Preis wird jährlich verliehen und wurde gestiftet vom Verein „Freunde und Förderer des Botanischen Gartens des KIT e.V.“ für herausragende Abschlussarbeiten von Studierenden, die sich mit einem botanischen Thema befassen, welches einen inhaltlichen Bezug zum Botanischen Garten des KIT besitzt und eine relevante Bedeutung für die Nachhaltigkeit in Landwirtschaft, Natur- oder Umweltschutz aufweist.

Nach der Preisverleihung gibt es die Gelegenheit, in zwangloser Runde mit Daniel Strauch über interessante Inhalte und Konsequenzen aus seiner Masterarbeit zu diskutieren. Um Anmeldung wird gebeten unter: www.kit-garten-freunde.de

Neue Wilde und alte Bekannte: Studierende präsentieren literarische Texte zur Globalisierung in der Pflanzenwelt

Im Zusammenhang mit der Woche der Botanischen Gärten 2022 präsentieren Lehramtsstudierende der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe am 29. Juni im Garten des Botanischen Instituts am KIT literarische Texte zur Globalisierung in der Pflanzenwelt. Der Leiter des Gartens stellt ausgewählte neobiotische Pflanzen vor.

Immer wieder siedeln sich Pflanzen außerhalb ihrer ursprünglichen Lebensräume an. Sei es mit oder ohne menschlichen Einfluss. Unter dem Titel „Neue Wilde und alte Bekannte“ präsentieren Lehramtsstudierende der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe (PHKA) am Mittwoch, 29. Juni, im Garten des Botanischen Instituts am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), Am Fasanengarten 2, literarische Texte zur Globalisierung in der Pflanzenwelt. Ab 18 Uhr tragen sie Poetisches und Lehrreiches, Romantisches und Heiteres von Goethe, Uhland, Lehmann, Ringelnatz und Jan Wagner sowie selbstverfasste Texte vor. Der Leiter des Gartens, Prof. Dr. Peter Nick, zeigt ausgewählte neobiotische Pflanzen und erläutert sie. Von Ginkgo und Melde bis zu Kartoffel und Co. Außerdem gibt es Livemusik und Erfrischungen. Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung nicht erforderlich.

Die öffentliche Kooperationsveranstaltung des Instituts für deutsche Sprache und Literatur der PHKA (PD Dr. Beate Laudenberg und Dr. Wolfgang Menzel), des Botanischen Instituts des KIT sowie des Vereins der Freunde und Förderer des Botanischen Gartens des KIT e.V. findet im Zusammenhang mit der Woche der Botanischen Gärten 2022 statt. Diese stand vom 11. bis 19. Juni unter dem Motto „Neue Wilde – Globalisierung in der Pflanzenwelt“. Bisherige literarisch-botanische Kooperationsveran-staltungen von PHKA, KIT und Förderverein waren „Lyrik und Botanik im Dialog“ (2017), „Gegen (fast) alles ist ein Kraut gewachsen: Heilkräuter in der Pflanzenwelt (2018) und „Mit Wilhelm Lehmann durch das botanische Jahr (2019).

Noemi Flubacher erhält den ersten Joseph-Gottlieb-Kölreuter-Preis für Nachhaltigkeit

Noemi Flubacher, Doktorandin am Karlsruher Institut für Technologie, ist am 14.10.2021 mit dem Joseph-Gottlieb-Kölreuter-Preis für Nachhaltigkeit ausgezeichnet worden. Sie erhielt den Preis für ihre ausgezeichnete Masterarbeit über die chemische Kommunikation zwischen dem Pilz Neofusicoccum parvum und Weinreben. Der Pilz besiedelt gemeinsam mit anderen holzbewohnenden Mikroorganismen Weinreben ohne die Pflanzen zu schädigen. Wenn die Pflanze ungünstigen Bedingungen wie Trockenheit und Hitze ausgesetzt ist, nehmen die Mikroorganismen dies wahr und stellen auf ein pathogenes Entwicklungsprogramm um.  Die Weinpflanzen sterben letztlich an der sogenannten Esca-Krankheit, da bisher keine Behandlungsmöglichkeit gefunden wurde. Frau Flubacher hat in ihrer Arbeit ein Stoffwechselprodukt des Pilzes charakterisiert, welches die pflanzliche Abwehr unterdrückt und neue Wege der Bekämpfung dieser Krankheit, die sich in der Region aufgrund des Klimawandels immer stärker ausbreitet, eröffnet.

René Sander (Kunsthalle Karlsruhe), Noemi Flubacher (KIT), Prof. Peter Nick (KIT)

Die Preisverleihung fand im Rahmen einer gemeinsamen Führung von Frau Flubacher und René Sander in der Kunsthalle Karlsruhe durch die Ausstellung Inventing Nature statt, bei derAspekte der Ausstellung und wissenschaftlichen Arbeit beleuchtet wurden. Joseph Gottlieb Kölreuter war ein Genetiker, der im Botanischen Garten in Karlsruhe forschte und bahnbrechende Ergebnisse auf dem Gebiet der Genetik publizierte. Der Verein der Freunde und Förderer des Botanischen Garten des KIT schreibt den Joseph-Gottlieb-Kölreuter-Preis für Nachhaltigkeit einmal im Jahr für exzellente Masterarbeiten an Karlsruher Hochschulen aus, die sich mit Aspekten einer verbesserten Nachhaltigkeit oder Artenschutz im Bereich der Botanik befassen.