Der Botaniker Joseph Gottlieb Kölreuter schuf Mitte des 18. Jahrhunderts mit seinen bahnbrechenden Forschungen über die Vererbung von Pflanzen entscheidende Grundlagen für Mendels ca 100 Jahre später formulierten Vererbungsregeln. Er bewies als Erster, dass bei der pflanzlichen Vererbung Eigenschaften beider Elternteile gemischt und an die Nachkommen weitergegeben werden.
Kölreuter (geb. 1733 in Sulz am Neckar) promovierte zum Abschluss seines Medizinstudiums in Tübingen im Jahr 1755 mit einer Arbeit über Käfer und seltene Pflanzen. Danach hielt er sich ca 5 Jahre lang in St. Petersburg auf und entwickelte dort die Grundlagen für seine lebenslangen botanischen Forschungen.
Im Jahre 1763 wurde er durch Markgraf Karl Friedrich nach Karlsruhe berufen. Seitdem wird in Botanischen Gärten in Karlsruhe systematisch geforscht. Diese Forschung wurde nach der Gründung der Technischen Hochschule (1825) von dieser übernommen, sodass am Ende des 19. Jahrhunderts der Großherzog von Baden überzeugt werden konnte, einen Teil der Hofgärten der Botanischen Wissenschaft exklusiv zur Verfügung zu stellen. Aus dieser Umwidmung ging der heutige Botanische Garten des KIT hervor.
Joseph Gottlieb Kölreuter – Lebenslauf
27.4.1733 | Geburt in Sulz am Neckar |
1748 | Beginn des Medizin-Studiums in Tübingen |
1753 | Fortsetzung des Medizinstudiums in Straßburg |
1754-1755 | Abschluss des Medizinstudiums in Tübingen mit Dissertation über Coleoptera-Insekten und seltene Pflanzen |
1756 | Reise nach St. Petersburg als Adjunkt der kaiserlichen Akademie der Wissenschaft für Naturgeschichte; dort zoologische und botanische Forschungen; später wird er von der Zarin Katharina II zum Mitglied der St. Petersburger Akademie ernannt |
1759 | Wegen seiner Kreuzungsversuche an Pflanzen (Bastardisierungsversuche) gewinnt er einen von der St. Petersburger Akademie ausgelobten Preis (er brachte den Beweis, dass Pflanzen eine Sexualität besitzen) |
1761 | Rückkehr nach Sulz; Veröffentlichung der Schrift „Vorläufige Nachricht von Einigen das Geschlecht der Pflanzen betreffenden Versuchen und Beobachtungen“ in der Gleditschischen Handlung Leipzig (mit Fortsetzungen 1, 2 und 3 in 1763, 1764 und 1766) |
1762-1763 | Studien in Calw; erhält den Titel eines Herzogl. Württembergischen Professors der Naturgeschichte (ohne Lehrverpflichtung) |
1763 | Berufung durch Markgraf Karl Friedrich nach Karlsruhe; Aufseher und Direktor der fürstlichen Gärten als „Rat und Professor der Naturgeschichte“Er ordnete unter anderem die Pflanzen der Botanischen Gärten in Karlsruhe nach dem botanischen System des schwedischen Botanikers Carl von Linné (auf besonderen Wunsch der Markgräfin Karoline Luise) |
1769 | Nach Problemen mit den Ober- und Hof-Gärtnern Rückzug in eigenes Haus; danach nur noch private Forschungen (mit Unterstützung durch den Hof) |
1775 | Heirat mit Karoline Auguste Süss |
1777 | Buchveröffentlichung „Das entdeckte Geheimniß der Cryptogamie“ |
1791 | Pensionierung |
1801 | Tod der Ehefrau |
1805 | Ernennung zum Oberhofrat |
11.11.1806 | Tod in Karlsruhe |
Siehe auch Kölreuter-Webseite des Bot.Gartens und Wikipedia-Eintrag zu J.G.Kölreuter